Was ist ein Herbarium? (Mehr als nur ein Buch mit Blättern)
Hast du dich jemals gefragt, wie du all die Pflanzen, die du auf deinen Spaziergängen kennenlernst, sinnvoll festhalten kannst? Die Antwort ist ein Herbarium – doch was ist ein Herbarium genau?
Ganz einfach gesagt, ist ein Herbarium eine Sammlung von gepressten und getrockneten Pflanzen (oder Pflanzenteilen), die systematisch gesammelt, beschriftet und archiviert werden.
Ich habe in meiner Ausbildung zur Heilpflanzen Pädagogin ein Herbarium anlegen müssen. Und eins kann ich dir sagen, ich habe dadurch wirklich sehr viele Pflanzen kennengelernt und erkennen gelernt. Ich liebe mein Herbarium und ergänze es noch heute. Denn ein Herbarium ist viel mehr als nur ein „Blätterbuch“. Es ist ein Buch, das du so nicht kaufen kannst. Es ist dein ganz persönliches, individuelles Pflanzen-Archiv, das dir dabei hilft, die Pflanzen noch besser kennenzulernen. Es ist unheimlich schön und motivierend zu sehen, wie dein eigener Schatz an Pflanzenwissen immer größer und bunter wird. Mit jeder Pflanze, die du hinzufügst, wächst dein Stolz und die Zufriedenheit über das, was du bereits gelernt hast.
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Was ist eigentlich ein Herbarium?

Warum du ein eigenes Herbarium anlegen (und nicht kaufen) solltest
Natürlich könntest du einfach ein „Herbarium kaufen“ – es gibt sie als Bücher oder sogar als fertige Sammlungen. Aber damit kaufst du nur das Endprodukt, nicht aber das wertvolle Wissen und die tiefe Zufriedenheit, die im Prozess des Erstellens liegt.
Der wahre Zauber eines Herbariums entsteht beim Machen:
- Es festigt dein Wissen: Wenn du eine Pflanze sammelst, sie bestimmst, sorgfältig presst und beschriftest, durchläufst du einen intensiven Lernprozess. Du vergisst diese Pflanze (so schnell) nicht wieder.
- Es ist dein persönlicher Wissensbeweis: Dein Herbarium ist der sichtbare Beleg für deine wachsende Pflanzenkenntnis. Es gibt dir Sicherheit und zeigt dir: „Das alles kenne ich schon, das kann ich schon.“
- Es ist ein dauerhaftes Nachschlagewerk: Du kannst deine gepressten Pflanzen jederzeit wieder zur Hand nehmen, sie vergleichen und dein Wissen auffrischen.
Ein selbst angelegtes Herbarium ist ein Spiegel deiner persönlichen Reise in die Pflanzenwelt – individuell und unbezahlbar.
Die Vorbereitung: Das richtige Material für dein Herbarium
Bevor du loslegst, brauchst du ein paar Grundmaterialien. Keine Sorge, das meiste hast du vielleicht schon zu Hause oder kannst es leicht besorgen.
Das brauchst du wirklich:
- Eine Pflanzenpresse: Das Herzstück. Du kannst eine fertige Pflanzenpresse für dein Herbarium kaufen oder eine ganz einfach selbst bauen (siehe Tipp unten).
- Herbarbögen: Das sind die Blätter, auf die deine Pflanzen geklebt werden. Stabiles, säurefreies Papier (ca. A3 oder A4, je nach Vorliebe) ist ideal, damit deine Pflanzen lange schön bleiben.
- Notizbuch & Stift: Unverzichtbar für deine Notizen direkt beim Sammeln (Fundort, Datum, Merkmale).
- Schere oder Messer: Zum sauberen Abschneiden der Pflanzenteile.
- Zeitungen oder Löschpapier: Zum Einlegen in die Presse, um die Feuchtigkeit aufzusaugen.
- Ein Ordner oder eine Mappe: Zur Aufbewahrung deiner fertigen Herbarbögen.
- Material zum Befestigen: Dazu kommen wir später noch im Detail (siehe: Herbarium Pflanzen aufkleben).
Tipp: Pflanzenpresse selber bauen oder kaufen?
Eine Pflanzenpresse zu kaufen ist der schnelle Weg. Wenn du aber sofort starten willst, kannst du sie auch improvisieren oder einfach selber bauen.
- Die schnelle Notlösung: Dicke, schwere Bücher. Lege deine Pflanzen einfach zwischen mehrere Lagen Zeitungspapier und staple schwere Bücher darauf.
- Die DIY-Pflanzenpresse: Du brauchst nur zwei stabile Holzbretter (z.B. Multiplex) in gleicher Größe und vier lange Schrauben mit Flügelmuttern. Bohre einfach in jede Ecke der Bretter ein Loch, lege deine Pflanzen zwischen Zeitungspapier/Pappe dazwischen und ziehe die Flügelmuttern fest an. Fertig!
Wie macht man ein Herbarium? Die 5-Schritte-Anleitung
Das Anlegen eines Herbariums ist ein wunderbarer Prozess, der Achtsamkeit und ein wenig Geduld erfordert. Dein eigenes Herbarium hilft dir dabei, die Pflanzen noch besser kennenzulernen.
Wir führen dich Schritt für Schritt von der Wiese bis zum fertigen Herbarbogen.
Schritt 1: Pflanzen richtig sammeln (Wann, Wo und Was?)
Der erste Schritt ist der schönste: das Sammeln. Aber wann und wie sammelt man am besten?
- Der richtige Zeitpunkt: Sammle Pflanzen am besten an einem trockenen Tag, idealerweise zur Mittagszeit, wenn der Morgentau bereits verdunstet ist. Nasse Pflanzen schimmeln leichter beim Pressen.
- Der richtige Ort: Sammle nur dort, wo es erlaubt ist und wo Pflanzen reichlich vorhanden sind. Meide Naturschutzgebiete und sammle nie die einzige Pflanze an einem Standort.
- Was wird gesammelt? Versuche, die Pflanze möglichst vollständig zu sammeln – idealerweise mit Blüte, Stängel, Blättern und (wenn möglich und vertretbar) einem Teil der Wurzel. Bei großen Pflanzen wie Bäumen (z.B. für ein Laubbäume Herbarium) oder Sträuchern reicht ein charakteristischer Zweig mit Blättern und eventuell Blüte oder Frucht.
- Sofort notieren: Notiere dir direkt vor Ort in deinem Notizbuch:
- Den genauen Fundort (z.B. „Wegrand, sonnig, bei X“)
- Das Datum
- Den (deutschen und ggf. lateinischen) Pflanzennamen
- Besonderheiten (z.B. Geruch, Farbe vor dem Trocknen)
Mit diesen Pflanzen kannst du perfekt anfangen:
Du bist unsicher, womit du starten sollst? Am einfachsten ist es mit Pflanzen, die du vielleicht schon kennst und die leicht zu finden sind. In unserem Blog findest du bereits einige Pflanzensteckbriefe, die sich perfekt für deine ersten Herbarbögen eignen und dir gleich die richtigen Infos für die Beschriftung liefern:
- Das Lungenkraut: Ein wunderschöner Frühblüher.
- Das Echte Johanniskraut: Ein Klassiker der Sommersonnenwende.
- Der Beinwell: Eine beeindruckende Pflanze mit kräftigen Blättern.
- Die Hundsrose (Hagebutte): Perfekt, um Blüte und später die Frucht zu sammeln.
Schritt 2: Pflanzen pressen & trocknen (So behalten sie ihre Farbe)
Jetzt kommt der wichtigste technische Teil: das Pressen. Das Ziel ist, der Pflanze die Feuchtigkeit so schnell wie möglich zu entziehen, damit die Farben schön erhalten bleiben und nichts schimmelt.
Die kannst die Pflanzen zum Beispiel zwischen ganz dicken Büchern pressen. Legen dafür die Pflanze, die zwischen den zwei Blättern liegt, zwischen dicke Bücherstapel. Hauptsache, die Bücher sind richtig schön schwer.
Mit einer sogenannten Pflanzenpresse funktioniert es noch ein bisschen besser. Unter diesem Link findest du eine Bauanleitung. Eine Pflanzenpresse besteht aus zwei Brettern, die mit Hilfe von Schraubzwingen zusammengepresst werden. Alternativ kannst du auch fertige Pflanzenpressen kaufen, wie hier zum Beispiel.
Die Presse darf gerne an einem warmen Ort liegen. Je schneller die Pflanze in der Presse trocknet, desto besser behält sie ihre Farbe.
- Vorbereitung: Lege eine Lage Pappe (falls vorhanden) und dann mehrere Lagen Zeitungspapier oder Löschpapier in deine Pflanzenpresse (oder dein dickes Buch).
- Pflanze auslegen: Platziere die Pflanze vorsichtig auf dem Papier. Achte darauf, dass sie so liegt, wie du sie später im Herbarium sehen möchtest. Klappe Blätter schön auf (manche zeigen die Oberseite, manche die Unterseite) und arrangiere die Blüte. Dicke Pflanzenteile (wie Blütenköpfe) kannst du manchmal halbieren, damit sie besser trocknen.
- Abdecken: Lege wieder mehrere Lagen Zeitungspapier/Löschpapier und ggf. eine Pappe darauf.
- Stapeln: So fährst du Schicht für Schicht fort, bis alle deine gesammelten Schätze in der Presse sind.
- Pressen: Verschließe die Presse und ziehe die Schrauben fest an. Bei der Buch-Methode legst du einfach weitere schwere Bücher obendrauf.
- Geduld & Pflege: Stelle die Presse an einen trockenen, warmen Ort (z.B. in Heizungsnähe, aber nicht auf die Heizung). Je schneller die Pflanze in der Presse trocknet, desto besser behält sie ihre Farbe.
- Wie lange pressen? Das Pressen dauert je nach Pflanze und Dicke mindestens ein bis drei Wochen. Wichtig: Wechsle in den ersten Tagen täglich das feuchte Zeitungspapier gegen trockenes aus! Später reicht alle paar Tage. Die Pflanze ist fertig, wenn sie sich komplett trocken und „papieren“ anfühlt.
So kannst du dir deine gepressten Pflanzen später zu jeder Zeit anschauen.
Schritt 3: Herbarium gestalten (Der Aufbau des Herbarbogens)
Wenn deine Pflanzen perfekt getrocknet sind, beginnt die Gestaltung deines Herbarbogens. Das ist der Moment, in dem deine Sammlung wirklich Form annimmt. Ein Herbarbogen ist traditionell ein Bogen festes Papier (DIN A4 oder A3), der einer Pflanze gewidmet ist.
Überlege dir vor dem Aufkleben genau, wie die Gestaltung deines Herbariums aussehen soll:
- Layout planen: Lege die getrocknete Pflanze lose auf den Herbarbogen. Probiere verschiedene Positionen aus. Soll sie mittig liegen? Diagonal? Brauchst du Platz für Wurzelteile oder einzelne Blätter?
- Platz für das Etikett: Plane unbedingt einen festen Platz für dein Beschriftungs-Etikett ein. Klassischerweise sitzt dieses in der unteren rechten Ecke.
- Ästhetik: Achte auf eine klare und ästhetische Anordnung. Weniger ist oft mehr. Die Pflanze soll im Mittelpunkt stehen.
Wenn du mit der Anordnung zufrieden bist, mach dir vielleicht ein schnelles Foto mit dem Handy, bevor du die Pflanze zum Aufkleben wieder abnimmst.
Schritt 4: Herbarium Pflanzen aufkleben (Die besten Klebestreifen & Techniken)
Jetzt wird’s filigran! Deine getrocknete Pflanze ist zerbrechlich, also gehe behutsam vor. Ziel ist es, die Pflanze sicher auf dem Herbarbogen zu befestigen, ohne sie zu beschädigen oder mit Kleber zu verschmieren.
Wichtig: Benutze niemals normalen Tesafilm! Dieser wird mit der Zeit gelb, wird brüchig und die Säure darin greift sowohl die Pflanze als auch das Papier an.
Hier sind die bewährten Methoden für das Herbarium Pflanzen aufkleben:
- Etiketten: Um die Pflanze auf dem Papier zu fixieren, schneide ich Etiketten in dünne Streifen und klebe diese auf die Pflanze und das Papier. Ich versuche hierbei möglichst wenige Klebestreifen zu nutzen und diese möglichst unauffällig zu platzieren.
- Laminieren: Alternativ können sie getrockneten Pflanzen auch einlaminiert werden. Hier hast du jedoch den Nachteil, dass du die Pflanze nicht mehr anfassen kannst.
- Herbarium Papierstreifen (Gummierte Streifen): Das ist die klassische und beste Methode. Das sind spezielle, säurefreie Klebestreifen für Herbarien. Man schneidet kleine Streifen ab, feuchtet sie leicht an (wie eine Briefmarke) und klebt sie über die stabilen Teile der Pflanze (z.B. den Stängel oder dicke Blattadern).
- Archiv-Klebeband: Wenn du Klebestreifen für dein Herbarium kaufen möchtest und es selbstklebend sein soll, achte darauf, dass es „archivsicher“ oder „säurefrei“ ist.
- Nadel und Faden: Profis nähen die Pflanzen oft mit einem dünnen, unauffälligen Faden auf dem Herbarbogen fest. Das ist sehr haltbar, aber etwas aufwändiger.
So geht’s: Egal welche Methode du wählst: Befestige die Pflanze immer an mehreren strategischen, stabilen Punkten. Du musst nicht jedes Blatt einzeln festkleben. Der Hauptstamm und einige Hauptäste reichen meist aus, damit die Pflanze sicher fixiert ist.
Schritt 5: Die perfekte Beschriftung (Was muss auf das Etikett?)
Ein Herbarbogen ist erst vollständig mit der richtigen Beschriftung. Ohne diese Informationen ist es nur eine Sammlung hübscher, gepresster Pflanzen. Das Etikett (auch „Schede“ genannt) ist das Gedächtnis deiner Sammlung.
Es gibt keine feste DIN-Norm, aber um den wissenschaftlichen und persönlichen Wert zu sichern, sollten diese Informationen auf dein Etikett:
- Pflanzenname (Deutsch): z.B. Löwenzahn
- Pflanzenname (Lateinisch/Botanisch): Taraxacum officinale (Das macht es eindeutig!)
- Pflanzenfamilie: z.B. Korbblütler (Asteraceae)
- Fundort: So genau wie möglich (z.B. „Deutschland, Hessen, Odenwald, Wiese hinter dem Haus Bergstraße 5“)
- Standort: Eine kurze Beschreibung des Lebensraums (z.B. „Sonniger Wiesenrand, nährstoffreicher Boden“)
- Funddatum: Der Tag, an dem du die Pflanze gesammelt hast.
- Sammler: Dein Name (z.B. „leg.“ – legit, lateinisch für „gesammelt von“: Max Mustermann)
Du kannst dir dafür eine eigene Herbarium Vorlage zum Ausdrucken (PDF) erstellen oder die Etiketten einfach per Hand sauber auf kleine Kärtchen schreiben und diese (klassischerweise rechts unten) auf den Herbarbogen kleben.
Dazu kannst du auch meine Sammelkarten nutzen.

Der Aufbau: Deckblatt, Index und die richtige Gliederung
Dein Herbarium ist mehr als die Summe seiner Teile. Damit es zu einem echten Nachschlagewerk wird, braucht es eine klare Struktur.
Herbarium Vorlage: Ideen für Deckblatt und Index
- Das Deckblatt für dein Herbarium: Das ist die Titelseite. Sei kreativ! Gestalte ein schönes Deckblatt, das Lust auf den Inhalt macht. Schreibe den Titel (z.B. „Mein Herbarium“ oder „Heimische Wildpflanzen“), deinen Namen und das Jahr darauf. Du kannst es auch mit einer Zeichnung oder einer besonders schön gepressten Blüte verzieren.
- Der Index (Inhaltsverzeichnis): Ein Herbarium Index ist unerlässlich, um später Pflanzen schnell wiederzufinden. Lege dafür direkt nach dem Deckblatt eine oder mehrere Seiten an. Hier listest du alle Pflanzen auf, die im Herbarium enthalten sind, idealerweise mit der Seitenzahl oder der Nummer des Herbarbogens.
So sortierst du deine Sammlung
Wie du deine Herbarbögen anordnest, bleibt dir überlassen. Es muss für dich funktionieren. Gängige Methoden sind:
- Alphabetisch: Sortiere die Pflanzen einfach nach ihrem deutschen oder lateinischen Namen. Das ist am einfachsten für den schnellen Zugriff.
- Nach Pflanzenfamilie: Das ist die wissenschaftlichere Methode. Du gruppierst alle Korbblütler, alle Lippenblütler usw. Das hilft dir enorm beim Erkennen von Zusammenhängen und Familienmerkmalen.
- Nach Fundort oder Datum: Du könntest deine Sammlung auch chronologisch oder nach Orten (z.B. „Waldpflanzen“, „Wiesenpflanzen“) gliedern.
Tipp: Wenn du einen Ordner verwendest, bist du flexibel. Du kannst jederzeit neue Bögen einsortieren oder die Reihenfolge ändern, wenn deine Sammlung wächst.
Fazit: Dein Herbarium – Ein Schatz, der mit dir wächst
Ein Herbarium anzulegen ist so viel mehr als nur Pflanzen zu trocknen. Es ist eine meditative Übung, eine intensive Art des Lernens und am Ende der sichtbare Beweis für dein wachsendes Wissen.
Du hältst nicht nur die Schönheit der Pflanzen fest, sondern auch dein eigenes Können. Mit jedem Herbarbogen, den du hinzufügst, wächst dein Stolz und die tiefe Zufriedenheit. Dein eigenes Herbarium hilft dir dabei, die Pflanzen noch besser kennenzulernen. Und das Beste: Du kannst dir die gepressten Pflanzen zu jeder Zeit anschauen und dein Wissen auffrischen.
Worauf wartest du noch? Fang an, dein eigenes, unbezahlbares Herbarium zu gestalten!
Und wenn du möchtest, dann schicke mir doch ein Foto von deinem traumhaft schönen Herbarium an melanie@lunaherbs.de






