Johanniskraut ist eines der bekanntesten Sommerkräuter. Überall siehst du im Juni und Juli die goldgelben Blüten erstrahlen. Man sagt, es trage das Licht der Sonne in sich. Vielleicht wirkt das Johanniskraut genau deswegen so stimmungsaufhellend. Es lässt uns von innen wieder erstrahlen und vertreibt dunkle Gedanken.
Das Hexenkraut für starke Nerven
Hexenkraut oder Teufelsflucht wurde das Johanniskraut einst genannt – imposante Namen für ein Pflänzchen mit solch zarten Blüten. Und in der Tat steckt einiges im Johanniskraut. In der Volksheilkunde wurde die wundheilende Wirkung hoch geschätzt. Zudem gab es bereits im 16. Jahrhundert erste Berichte über die stimmungsaufhellende Wirkung.
Viele Sagen und Mythen ranken sich auch um das Johanniskraut. Von Bauern wurde es in die Ställe gehängt, um die Tiere vor allem Übel zu schützen. Auch in den Häusern der Menschen sollte es Dämonen, böse Geister und Krankheiten fernhalten. Ob es geklappt hat, was glaubst du?
So erkennst du das Sonnenkraut
Es gibt über 400 Johanniskraut-Arten, jedoch „nur“ 11 in Deutschland. Alle sind heilkräftig, wobei dem echten Johanniskraut die höchste Heilkraft zugeschrieben wird. Die nachfolgenden Erkennungsmerkmale beziehen sich auf das echte Johanniskraut.
Ganz typisch für das Johanniskraut ist der zweikantige Stängel. Die Blätter sind relativ klein und schmal. Wenn du sie gegen das Licht hältst, erkennst du viele kleine schwarze Punkte auf den Blättern. Das sind winzige Drüsen, in denen ätherisches Öl und Harz schlummern.
Das Kraut wird etwa 50–90 cm hoch und sieht aus wie ein kleiner Busch. Von Juni bis September blitzen an der Pflanze eine Vielzahl goldgelber Blüten auf. Zerreibst du diese zwischen den Fingern, hinterlassen sie auf der Haut eine rote Farbe. Das ist für dich das eindeutige Erkennungsmerkmal, dass es sich tatsächlich um das Johanniskraut handelt. Eine genaue Beschreibung findest du auch in diesem Steckbrief zum Johanniskraut.
Zur Sommersonnenwende entfaltet das Johanniskraut die höchste Heilkraft
Wenn die Tage am längsten sind und die Sonne ihren Zenit erreicht hat, wird das Johanniskraut gesammelt. Im besten Fall hat es zuvor einige Tage nicht geregnet. Für das Rotöl benötigst du vor allem die bereits geöffneten, noch nicht verwelkten Blüten.
Auch die grünen Samenkapseln werden gesammelt, da das in ihnen enthaltene Hyperforin für die Wundheilung, die antidepressive Wirkung und die antibakterielle Wirkung verantwortlich ist. Da Hyperforin lichtempfindlich ist, wird das Rotöl im Dunkeln ausgezogen.
Die Pflanze, die uns ein sonniges Gemüt verschafft
Die Vielzahl an Inhaltsstoffen ist für die großartige Wirkung des Johanniskrauts verantwortlich. Einen möchte ich jedoch hier kurz hervorheben: Es ist das bereits oben genannte Hypericin, das dem gleich hier vorgestellten Rotöl die schöne Farbe verleiht.
Aber natürlich geht es hier nicht nur um die rote Farbe. Das Johanniskraut wirkt gegen Viren, hat antibakterielle Eigenschaften, ist entzündungshemmend und stimmungsaufhellend. Auf der Haut als Öl aufgetragen, kann es jedoch auch lichtempfindlich machen. Zudem kann es, wenn es innerlich eingenommen wird, die Wirksamkeit anderer Medikamente schwächen. Dies liegt möglicherweise an der zusätzlich stark entgiftenden Wirkung des Johanniskrauts, aber das ist nur eine Vermutung von mir.
Das Rotöl löst Verspannungen und Muskelkater
Das aus den Blüten und Samenkapseln hergestellte Rotöl kann prima verwendet werden bei seelischen Verspannungen, Muskelkater, Gelenkschmerzen und sogar unterstützend bei einem Hexenschuss. Das Rezept ist sehr einfach; allerdings solltest du die Sammelzeit besonders beachten. Um das Rotöl herzustellen, wird ein Mazerat aus den Blüten und den grünen Samenkapseln angesetzt.
Nachfolgend findest du das Rezept. Ich wünsche dir jetzt schon viel Spaß beim Nachmachen und vor allem viel Entspannung und Freude beim Sammeln der kleinen Sonnen.
Rezept für Rotöl

250 ML
10 Minuten + Wartezeit
leicht
Hilfsmittel
- 500ml Glasgefäß mit Deckel
- ein Sieb oder Filter
- dunkles Fläschchen zum Abfüllen
Zutaten
- 250g Olivenöl
- 1 Handvoll Johanniskrautblüten und grüne Samenkapseln
Zubereitung
- Blüten und Samenkapseln an einem sonnigen Tag sammeln. Achte darauf, dass ausschließlich frische und saubere Blüten und Samenkapseln gesammelt werden.
- Gib die Blüten und kleingeschnittenen Kapseln in ein Glasgefäß und übergieße sie mit Olivenöl. Die Blüten und Samenkapseln sollten vollständig mit dem Öl bedeckt sein.
- Lasse das Mazerat nun für 6 Wochen an einem dunklen Platz stehen. Schüttle das Glas zwischendurch immer mal wieder.
- Nach 6 Wochen kannst du das Öl abfiltern und in dunkle Fläschchen füllen. Die Farbe des Öls sollte rötlich-braun geworden sein.
Tipps und Hinweise
Ich setze immer zwei Johanniskraut-Ölauszüge an. Den ersten mit Blüten, Blättern und Knospen lasse ich an einem sonnigen und warmen Ort ziehen, den zweiten mit grünen Samenkapseln und Blüten an einem kühlen und dunklen Ort. Nach 6 Wochen filtere ich beide Ölauszüge ab und gieße sie zusammen.
Hast du dieses Rezept schon ausprobiert?
Ich würde mich mega freuen wenn @lunaherbs auf einem der Bilder markierst und es mit @lunaherbs taggst.
Referenzen und weitere Links
Mannfried Pahlow (2013) Das große Buch der Heilpflanzen
Gesund durch die Heilkräfte der Natur
Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2014) Die Kräuter in meinem Garten
Sylvia Luetjohann (2014) Heilpflanze Johanniskraut – Mutmacher und natürliche Kraftquelle
Ursel Bühring (2020) Alles über Heilpflanzen
Erkennen, anwenden und gesund bleiben. Das Standardwerk komplett aktualisiert und erweitert