Der Beifuß ist eine der ältesten Heilpflanzen, die wir kennen. In vielen Kulturen wurde der Beifuß mit großen Göttinnen in Verbindung gebracht. Er wurde als „die Mutter aller Pflanzen“ verehrt. Aber was steckt wirklich in dieser Pflanze, mit den so unscheinbaren Blüten? Schauen wir uns den Beifuß einmal genauer an. Du wirst erstaunt sein, was in ihm steckt. Und vielleicht wird diese magische Pflanze nach diesem Artikel auch eine deiner neuen Lieblingspflanzen.
Pflanzensteckbrief - Wildrosen
NAME
gewöhnlicher Beifuß
Familie
Korbblütler / Asteraceae
botanischer name
Artemisia vulgaris
weitere Namen
Dianakraut, Wilder Wermut, Machtwurz, Besenkraut, Buck, Gänsekraut, Mugwurz, Schosswurz, Sonnenwendgürtel, Gürtlerkraut, Sonnenwendkraut, Thorwurz, Jungfernkraut, Weiberkraut
sammelzeit
Blätter: vor der Blüte im Juni
Kraut: ab Juli – September
Wurzel: im Herbst
Blütezeit
Juli bis August
Erkennungsmerkmale
wuchshöhe
bis 1,80 hoch, mit Blüten sogar über 2 Meter hoch
wurzeln
Wildrosen sind Sträucher. Sie bilden oft ein fast undurchdringbares Dickicht. Oft ranken die Wildrosen meterhoch an benachbarten Bäumen empor.
Stängel
Der Stängel bei einer ausgewachsenen Pflanze sehr robust und kaum mit der Hand abzubrechen. er wächst relativ aufrecht und ist meist unverzweigt. Der Stängel ist auffällig rötlich überlaufen. Junge Stängel sind eher grünlich. Der Stängel ist gerillt und von einem ganz leichten weißlichen Haarflaum überzogen. Im Querschnitt kann der Stängel bis zu 1,5 cm breit werden. Von innen ist der Stängel markig
Blätter
Die Blätter sind mehrfach gefiedert. Dabei ist jedes Blättchen spitz zulaufend. Das Blatt ist in der Regel 5-10 cm lang und bis zu 8 cm breit.
Die Blätter stehen wechselständig am Stängel. Das Blatt steht ungestielt direkt am Stängel. Am Anfang des Blattes stehen sich auf jeder Seite ca. 3-5 ganz kleine Fiederblättchen gegenüber.
Der mittlere Blattnerv ist an älteren Blättern sowohl auf der Blattoberseite als auch auf der Blattunterseite leicht rötlich bis dunkelrot. Teilweise sind auch die Nebenblattnerven leicht rötlich.
Die Blattvorderseite ist kräftig mattgrün, kaum behaart und fühlt sich weich und trotzdem robust an. Die Blattrückseite ist von einem silbrig weißen Filz überzogen und daher viel heller als die Blattvorderseite.
blüte
Die Blüten wachsen aus den Blattachsen im oberen Drittel der Pflanze als auch am oberen Ende des Stängels. Die Blüten wachsen rispenförmig. Die Blüten sind ca. 2-3 mm groß und blühen unscheinbar gelb. Bei näherer Betrachtung sehen die kleinen Blüten sehr hübsch aus.
Geruch
Die Blätter haben einen leicht balsamischen Duft, wenn das Blatt in den Fingern zerrieben wird.
geschmack
Der Geschmack ist leicht bitter und krautig.
typisch
Ganz typisch für den Beifuß sind sein rötlicher Stängel und die dunkelgrüne Blattoberseite sowie die helle, flaumige Blattunterseite.
Wissenswertes
vorkommen
Der gewöhnliche Beifuß kommt in Europa, Asien und Nordafrika vor. In Grönland und Nordamerika würde er eingeschleppt und ist nun auch dort anzutreffen.
standort
Der Beifuß wachst an Feldrändern, auf Brachland, an Bahndämmen, auf Wiesen, in der Regel an sonnigen Plätzen.
Verwendbare Pflanzenteile
Die Blüten und Blatter können zum Würzen, räuchern, und für Heilzubereitungen verwendet werden. Aus der Wurzel werden ebenfalls Heilpräparate hergestellt.
Verwechslungs-gefahr
Mit dem Wermut.
Er ist Verwandt mit dem Beifuß. Seine Blätter sind jedoch feiner gefiedert und von beiden Seiten weiß. Wermut ist ebenfalls essbar.
Mit dem Eisenhut.
Dieser ist tödlich giftig. Die Blätter ähneln dem Beifuß. Allerdings sind die Blätter des Eisenhutes auf der Blattunterseite NICHT flaumig, weißlich.
Heilanwendung
Besondere Inhaltsstoffe
ätherische Öle, Bitterstoffe, Inulin,Gerbstoffe, Thujon, Vitamin A, B und C
Heilwirkung
verdauungsfördernd, gegen viele Frauenbeschwerden, appetitanregend, entkrampfend, beruhigend, gilt als heiße und trockene Pflanze
Hilft bei
Frauenleiden: Beifuß fördert die Monatsblutung, wirkt entkrampfend auf die weiblichen Unterleibsorgane, wirkt gegen Regelschmerzen, ist wehenfördernd, fördert den Abgang der Nachgeburt (dies darf nur von erfahrenen Hebammen angewendet werden) ist fruchtbarkeitsfördernd. Hier wird hauptsächlich der Tee verwendet.
gegen Kälte: Beifuß ist eine stark wärmende Pflanze. Hilft bei allen Unterleibserkrankungen die mit Kälte zutun haben. Als warmes Fußbad hilft Beifuß gegen kalte Füße, und gegen Muskelkater
Nervenmittel: allgemein nervenberuhigend auf das zentrale Nervensystem, getrocknet im Kissen soll es den Schlaf fördern.
Verdauungsfördernd: regt die Gallesaftproduktion an und fördert somit die Fettverdauung. Beifuß stärkt den Magen und wirkt gegen Blähungen. Der Tee kann ca. eine halbe Stunde vor dem Essen getrunken werden um die Verdauung zu fördern.
Gegen müde Füße: Dafür können schon beim Wandern die frischen Blätter in den Schuh unter die Fußsohle gelegt werden. Um müde Füße wieder munter zu machen, kann aus dem Kraut ein kaltes Fußbad angesetzt werden.
Nebenwirkungen
Der Beifuß ist eine sehr heilkräftige und starke Pflanze. Folgende Nebenwirkungen und Gegenanzeigen hat der Beifuß:
- nicht in der Schwangerschaft einnehmen da er abtreibende Wirkung hat
- nicht bei Bluthochdruck verwenden
- nicht bei fieberhaften Erkrankungen trinken da er stark wärmend wirkt
- Beifuß ist ein Korbblütler. Auf diese Pflanzenfamilie können Menschen allergisch reagieren
- nicht bei akut entzündlichen Erkrankungen anwenden da der Beifuß stark wärmend wirkt und dies bei entzündlichen Erkrankungen oft kontraproduktiv ist.
Magisches
Astrologisches
Beifuß ist dem Merkur und der Venus zugeordnet.
blütenessenz
Thema: in die weibliche Kraft kommen, Mut, neues wagen.
Volksglaube
Wurde als „Mutter aller Pflanzen“ bezeichnet. Wird als Sonnenwendgürtel bei der Sommersonnenwende getragen, ist in vielen Kulturen eine Pflanze der Göttin gewesen. Ist eine traditionelle Räucherpflanze, mit der Krankheitsgeister und vertrieben wurden und Hausräucherungen durchgeführt wurden.
Beifuß – die Pflanze der Göttin
Die Gemahlin Artemisia von König Maussolos soll die Namensgeberin von unserem Beifuß sein. Artemis ist auch der Name eine der großen Göttinnen aus der griechischen Mytologie. Sie ist unter anderem Schutzherrin der Kräuterkundigen, Göttin der Jagt und des Waldes sowie die Hüterin von Frauen und Kindern.
In Rom war der Beifuß ebenfalls bekannt. Dort erhielt er den Namen der Göttin Diana. Diana und Artemis werden oft gleichgestellt. Diana ist unter anderem die Göttin der Jagd. Sie war zudem, wie Artemis eine Mondgöttin. In Ägypten soll der Beifuß die Pflanze der Göttin Isis gewesen sein.
Immer schon wurde der Beifuß als mächtige Frauenheilpflanze beschrieben. Eine Pflanze, die die Fruchtbarkeit fördern konnte, aber auch dazu diente Schwangerschaften abzubrechen. Daher war der Beifuß lange Zeit eine gebräuchliche Pflanze der Hebammen.
Die erste Pflanze im angelsächsischen Neunkräutersegen
Beifuß war bereits in der Antike bekannt als heilkräftiges Kraut und wird von sämtlichen großen Heilkundigen erwähnt. So findet man Aufzeichnungen zu dem Beifuß in Schriften von Hippokrates, Plinius, Galenos und später auch in Werken von Hildegard von Bingen, Paracelsus, Bock und vielen mehr. Auch in vielen Kräutersprüchen und Kräutersegen wird der Beifuß erwähnt, wie in nachfolgendem Zitat.
„Erinnerst du dich, Beifuß, was du verkündest,
Was du anordnest in feierlicher Kundgebung,
Una heißt du, das älteste der Kräuter;
Du hast Macht gegen drei und gegen dreißig,
Du hast Macht gegen Gift ind Ansteckung,
Du hast Macht gegen das Übel, das über das Land dahinfährt.“
Dieses Zitat stammt aus einem angelsächsischen Neunkräutersegen aus dem 11. Jahrhundert. Dort wird der Beifuß als erste Heilpflanze genannt. Und in der Tat ist der Beifuß eine große Heilerin. Vor allem gegen Frauenleiden aller Art ist der Beifuß eine große Unterstützung. Aber Vorsicht, in der Schwangerschaft sollte auf keinen Fall Beifuß verwendet werden, weil er eine stark abtreibende Wirkung hat.
Eine machtvolle Heilerin
Das Weiberkraut fördert die Menstruation, wenn diese beispielsweise nach Absetzten der Antibabypille ausbleibt oder nur unregelmäßig kommt. Zudem wirkt der Beifuß wohltuend gegen Menstruationsbeschwerden. Seine stark wärmende Wirkung wirkt zudem entkrampfend auf den Unterleib.
Bekannt ist der Beifuß auch bei Wanderern. Dieser steht dem Wanderer sozusagen bei Fuß, wenn die Füße müde werden. Dann nimmt man sich einfach ein paar Blättchen Beifuß und legt sich diese in die Socken.
Durch die Reibung beim Gehen werden die ätherischen Öle und anderen Inhaltsstoffe freigesetzt und über die Fußsohle aufgenommen. Müde Füße werden so wieder munter. Auch ein kaltes Fußbad nach einer langen Wanderung oder einem Stadtbummel helfen den Füßen wieder auf die Beine.
Beifuß kann in der Vorweihnachtszeit in fast jedem Supermarkt gekauft werden. Traditionell wird nämlich noch heute die fette Weihnachtsgans mit Beifuß zubereitet. So wird die Gans verdaulicher und die Fettverdauung bereits beim Verspeisen angeregt. All gemeinhin fördert der leicht bittere Beifuß die Verdauung und kurbelt den Stoffwechsel an.
Brauchtum
Viele der Namen wie Mugwurz, Machtwurz oder Thorwurz weisen auf eine starke Heilkraft hin. Auch bei den Kelten und Germanen galt sie als magische Kraftpflanze. Selbst der Donnergott Thor soll einen Beifußgürtel getragen haben, um seine eigene Heilkraft zu verstärken.
Ein Gürtel aus Beifuß wurde auch zur Sommersonnenwende gebunden. Daher trägt der Beifuß auch einen seiner weiteren Namen, den Sonnenwendgürtel. Bei diesem großen und wichtigen Jahreskreisfest, dass in den nordischen Ländern immer noch unter dem Namen Mittsommernacht gefeiert wird, spielt der Beifuß eine wichtige Rolle.
Der Beifuß wurde als Gürtel geflochten und um die Hüfte gelegt. Damit sprang man über das Feuer und bat darum, alle Krankheiten und alles Übel von einem zu nehmen. Anschließend wurde der Beifußgürtel ins Feuer gegeben und verbrannt.
Im christlichen Brauchtum wurden zu Maria Himmelfahrt die Ställe mit Beifuß ausgeräuchert, um das Vieh vor Krankheiten zu schützen.
Mit dem Pflanzensteckbrief hast du hoffentlich einen guten ersten Eindruck über den Beifuß gewonnen. Schau in dir in der Natur an, du wirst im Sommer kaum an ihm vorbeikommen weil er so zahlreich vertreten ist und mache dir dein eigenes Bild von dieser magischen Pflanze. Alles Liebe, deine Melanie
Referenzen und weitere Links
Mannfried Pahlow (2013) Das große Buch der Heilpflanzen Gesund durch die Heilkräfte der Natur
Margot Spohn (2015) Was blüht denn da – Original
Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2014) Die Kräuter in meinem Garten