Interview mit Pfarrerin Katrin Stückrath
Wir gärtnern was das Zeug hält. Es gibt zig Tipps und Zeitschriften. Wir wühlen mit den Händen in der Erde und lassen uns inspirieren von englischen Landschaftsgärten, verwilderten und verwunschenen Gartenecken oder träumen vom romantischen Rosenbogen. Doch eine Gartenform haben wir praktisch nie auf dem Schirm. Und das sind Bibelgärten.
Katrin Stückrath ist Pfarrerin und hat sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit mit dieser Gartenform beschäftigt, die es in Deutschland über 100 mal und weltweit über 500 mal gibt. Sie präsentieren Pflanzen der Bibel, die voller Symbolgehalt stecken.
Katrin hat sie buchstäblich unter die Lupe genommen und ihre Geschichte und Gestalt untersucht. Dabei kommt sie zu verblüffenden Ergebnissen.
Eine Reise durch die Welt der Bibelgärten
Sie lassen dich durch das Alte und Neue Testament schlendern, sie verraten spannende Geschichten über Gerechtigkeit oder den Wert der Schöpfung und sie faszinieren in ihren Offenbarungen über menschliche Grundwerte: Bibelgärten sind leidenschaftlich gebaute Inszenierungen voller Leben und Symbolik.
Katrin Stückrath nimmt uns mit auf eine Reise quer durch Deutschland, wo Alraunen wachsen, Feigenbäume gepäppelt werden und Wüstenpflanzen dem norddeutschen Klima trotzen.
Ihre Dissertation verrät auf 511 Seiten alles über
“Bibelgärten. Entstehung, Gestalt, Bedeutung, Funktion und interdisziplinäre Perspektiven, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2012”.
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🌱 PROJEKT
Alles über Katrins Bibelgarten-Projekt unter www.bibelgarten.info
EXKLUSIV FÜR UNSERE ZUHÖRER
Pflanzen Rap
Katrin hat außerdem exklusiv für “Kraut im Ohr” einen Pflanzen-Rap verfasst, der einer Hymne an die Schöpfung gleich kommt.
Hier ein paar Auszüge:
Ich lieb grüne Geschöpfe mehr als alles andre
Mit Stumpf und Stil schwärm ich für Chlorophyll
Statt Glühwein und Stollen lieber Nektar und Pollen
Statt Schnitzel und Steak: Salat und Spinat
Denn die Raupe hat das Blatt auch nie satt.
Unter Eichen und Linden wirst du mich finden
über kurze Wurzeln purzeln, gegen dicke Stämme rammen
feste Ästereste testen, in Kaninchenlöcher krachen
unter Fliegen liegen und mit Hummeln brummeln
und ohne Moos ist im Wald auch nix los.
Moose und Flechten seh´n überall nach dem Rechten
Auch auf steinigsten Stellen findet man ihre Zellen.
Auch wenn es sehr trocken, bleiben sie einfach hocken
Und werden sich nicht bewegen bis er da ist, der Regen
Saugen Dunst und Wasser an wie ein Schwamm.
…
Bäume geh´n Problemen niemals aus dem Weg.
Streben immerzu empor zum Licht, machen´s dicht.
Eine Lichtung gibt die Richtung für das Sprießen ihrer Zweige
Jede Lücke in der Hecke dient für Wachstumszwecke
Und ein Zweifeln, ob es Sinn macht, gibt es nicht.
…
Eine eigene Sache ist natürlich ihre Sprache
Komplizierte konjugierte florale Grammatik
Bäume pflegen Dialekte – es gibt noch viele unentdeckte
Birkisch, ulmisch und erlisch sind bekannt
Disteln sprechen dornisch, aber wie spricht Amaranth?
…
Genug der Theorie, ihre eigne Melodie
offenbarte sich nie unserm Ohr – nie zuvor!
Wie schön wärs zu erleben, wie Pflanzen sich bereden
Wie sie wächzen, wie sie risten, wie sie bascheln, wie sie wistern,
wie sie riegen, wie sie tüstern – nur mit sich.
…
Und die Hoffnung stirbt zuletzt, sie grünt und sie blüht,
auch die Liebe zeigt immer neue Triebe, auf dass sie bliebe!
Geht sie manchmal auf den Leim, erstickt sie doch nie im Keim,
kaum zu glauben: wächst zum Baum, breitet sich weit aus im Raum,
und der Glaube glänzt auch in grünem Laube.